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Deutsches Staatstheater Temeswar

Kein runter! Kein fern! / Nichts Schöneres

von Ulrich Plenzdorf and Oliver Bukowski

Regie: Georg Peetz

ZU DEN STÜCKEN:
Kein runter! Kein fern!, von Ulrich Plenzdorf
In einer Sprache aus Berliner Slang und Pop-Jargon lässt der Autor den Jungen, dessen Mutter in den Westen gegangen ist, so dass er nunmehr allein der Erziehung seines gesellschaftlich gut funktionierenden Vaters ausgesetzt ist, darüber nachdenken, wie er sich seinen Wunsch, "Mick und die Schdons" zu sehen, erfüllen kann. Die Stones sollen, so lautet ein Gerücht, in der Nähe der Mauer spielen. Die naiven, gestammelten Hoffnungen des Jungen werden der autoritären Sprache des Vaters und dem Jargon des Radioreporters entgegengesetzt, der enthusiastisch von den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der DDR berichtet. Ein Familiendrama mit politischer Dimension, das in fast prophetischer Art den Impuls zum Aufstand vorwegnahm, der 1989 zum Fall der Mauer führte.

Ulrich Plenzdorf, Schriftsteller und Drehbuchautor, wurde 1934 in Berlin geboren. Plenzdorf studierte Philosophie in Leipzig und Filmregie in Berlin- Babelsberg. Seinen ersten grossen Erfolg, sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland, erzielte er mit seinem Stück "Die neuen Leiden des jungen W." 1972. Ein Jahr später findet die Premiere seines Films "Die Legende von Paul und Paula" in der DDR, 1975 auch in der BRD statt. Für "Kein runter! Kein fern!" erhält Plenzdorf 1978 den Ingeborg-Bachmann-Preis, nachdem er 1973 schon mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet wurde. In den 90er Jahren enstehen mehrere Fernsehfilme nach seinen Drehbüchern, die sich zumeist kritisch mit der Situation im wiedervereinigten Deutschland auseinandersetzen.

Nichts Schöneres
, von Oliver Bukowski
Nach einer heftigen Liebesnacht allein in ihren vier Wänden macht sich Mechthild Huschke, eine nicht mehr ganz junge Frau vom Lande, erschöpft und blöde vor Glück Gedanken um ihren Liebhaber. Denn als der zu guter Letzt auch noch ein Gedicht hervorbrachte, da war ihr klar "Jetzt liebt dir doch mal eener." Ab sofort lebt Mechthild in freudig banger Erwartung. Ob beim Komplettwechsel der Wohnungseinrichtung oder mit dem Ladyshave hantierend, immer rumort es in Mechthilds Kopf. Mechthild Huschke ist zwar ein einfaches Gemüt, und ihr Dialekt hat einen Hang ins Vulgäre, aber niemals verliert sie die Achtung vor sich selbst. Manchmal verirren sich Mechthilds Gedanken in die Vergangenheit, da fällt ihr meistens Dieter ein. Der besaß zwar ein Motorrad und super-schlanke Lenden, doch inzwischen haben den längst die Würmer verdaut, so zermanscht wie der aus dem Häcksler kam. Mechthild gibt offen zu, eine Mörderin zu sein. Dafür musste sie auch sechs Jahre in Knast und Klapsmühle absitzen. Aber schuld war der Dieter selbst. Besoffen und brutal hatte der die vermeintlich Schwangere mit Schlägen in den Bauch in die Mörderei getrieben. Immer wenn Mechthild traurig ist, stopft sie Schokolade in sich hinein. Wo der Dichtersche nur bleibt?! In ihrer Phantasie hat sie ihn dann doch noch wiedergetroffen, unverhofft in einem Café. Zwischen Sachertorte und cocktailglückstrunkener Tanzekstase gab sie ihm das Jawort. Als lächerliche Braut verkleidet steht Mechthild schließlich auf dem Fenstersims, da ruft die Türklingel sie ins Leben zurück.

Oliver Bukowski, 1961 in Cottbus (DDR) geboren, studierte Philosophie und Sozialwissenschaften, und schreibt seit Anfang der 90er Jahre mit grossem Erfolg für das Theater. Für "London- LÄ- Lübbenau" erhält er 1994 den Gerhart-Hauptmann-Preis, 1996 den Deutschen Jugendtheaterpreis für "Ob so oder so" und 1999 den Mühlheimer Dramatikerpreis für "Gäste". "Nichts Schöneres" entsteht 1997 und wird ein Jahr später am Staatstheater Schwerin uraufgeführt.

Das DSTT-Program "Die erste Reihe"

Die Förderung des künstlerischen Nachwuchses gehört zu den erstrangigen Prioritäten der Repertoirepolitik des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT). Das eigens zu diesem Zweck initiierte Rahmenprogramm "Die erste Reihe" zur Förderung junger Theaterschaffender soll demzufolge im Laufe der Saison 2006/2007 einerseits dem Publikum zeitgemäße Formen künstlerischen Ausdrucks präsentieren und andererseits Einzelleistungen junger Mitglieder des DSTT-Ensembles in den Vordergrund rücken lassen. Das erste Projekt in dieser Folge ist die Doppelpremiere Kein runter! Kein fern!,von Ulrich Plenzdorf, und Nichts Schöneres, von Oliver Bukowski. Beide Texte werden am DSTT zum ersten Mal in Rumänien einem Theaterpublikum vorgestellt.

Premiere: 24. November 2006 19:00

Besetzung

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